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Synodalität ist die Zukunft der Kirche

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Wenn Papst Franziskus das Kirchenrecht zitiert, dann muss schon etwas Besonderes passieren. Und besonders war sie auch, die Rede des Papstes beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Bischofssynode. Er stieg ein mit der Unfehlbarkeit „in credendo“, also im Akt des Glaubens, und im Gespür des Volkes Gottes für den Weg, den Gott mit seiner Kirche gehen will. Einfach formuliert: Dem Volk Gottes ist nicht nur einfach etwas vorzusetzen, es hat seinen eigenen Beitrag zu leisten.

Das zum Beginn einer Betrachtung über Sinn und Zukunft der Bischofssynode, das hatte Format.

Die Gedanken des Papstes haben zwei Richtungen, eine eher kurzfristige, auf die laufende Synode gerichtete, und eine längerfristige. Die kurzfristige Dimension ist sofort aufgefallen und ist auch von den Medien sofort aufgegriffen worden: „Papst macht Synode klar, dass er das letzte Wort haben wird“. Aber es ging nicht nur um diese Synodenversammlung, sondern um den gesamten synodalen Prozess zum Thema Familie.

Schauen wir bei der Abschlussrede der letzten Synodenversammlung am 18. Oktober 2014 nach, dann finden sich fast identische Formulierungen zur Autorität des Papstes. Macht in der Kirche ist ein Dienst: Diesen Gedanken hatte er damals mit Bezug auf Papst Benedikt XVI. sehr deutlich herausgestellt. Gleich im Anschluss daran sprach er über sein eigenes Amt: „Der Papst ist in diesem Sinn nicht der oberste Herr sondern vielmehr der oberste Diener, der Diener der Diener Gottes; er ist der Garant des Gehorsams, der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, mit dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche. Jede persönliche Willkür beiseite lassend ist er dem Willen Christi gemäß der „oberste Hirte und Lehrer alle Gläubigen“ (CIC 749), dazu hat er „die volle ordentliche Autorität, die oberste, volle, unmittelbare und universale in der Kirche“ (CIC 331-334).“ Die Rede in diesem Jahr liest sich wie eine Auslegung dieses einen Absatzes, eine Erweiterung auf alle Ebenen der Kirche. Und es wäre zu wenig, wenn man sie nur kurzfristig auf diese Synode bezogen verstehen würde.

 

Der Papst nimmt Anlauf

 

Tagung der Bischfaossynode

Synode ist noch nicht gleich Synodalität – es gibt noch viel zu tun

Trotzdem möchte ich noch diesen Gedanken zu Ende führen, denn die Wirklichkeit ist ja wichtiger als die Idee, wie der Papst sagt, es muss also alles in seinen Umständen verstanden werden. Natürlich ist das auch ein Signal an die Synodenväter, offen zu reden, aber nicht zu glauben dass das die Autorität des Papstes verkleinern würde. Die Ergebnisse der Debatte werden ihm, dem „obersten Hirten und Lehrer aller Gläubigen“ (zitiert im vergangenen Jahr wie in diesem Jahr) vorgelegt, es liegt dann an ihm, daraus etwas zu machen. Das liest sich wie ein Anlauf zu den Entscheidungen, die er zu treffen gedenkt.

Aber viel wichtiger scheint mir die längerfristige Dimension der Gedanken des Papstes zu sein.

Schauen wir genau hin, was der Papst nicht gesagt hat. Er will keine Parlamentarisierung der Synode, sie soll kein Entscheidungsgremium der Weltkirche werden. Er verlagert nicht Autorität auf ein Kollektivgremium. Zu Beginn der Synode hatte er ja noch einmal sehr deutlich gesagt, dass die Beratungen kein Parlament sind, ja nicht sein können, weil es um die Unterscheidung des Willens Gottes gehe, nicht um Kompromisse. Gemeinsam hören, beraten, sich verändern lassen, auf dem Weg sein, um die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes Synodos zu verwenden.

Auch der Verweis auf die Chancen für die Ökumene, welche in einer Weiterentwicklung der Synodalität liegen und die der Papst zum Schluss nennt, weisen deutlich darauf hin, dass diese zweite, längerfristige oder grundsätzlichere Dimension wichtig ist.

 

Synode ist kein Selbstzweck

 

Einmal ganz einfach gefragt: Wenn auf dem Weg der von ihm gewünschten Dezentralisierung der Kirche die Synode also kein Entscheidungsgremium sein kann, was dann?

Dreistufiges Hören aufeinander nennt er es in seiner Rede: zuerst im Volk Gottes, dann unter den Hirten, zuletzt der Papst selber. Der Sinn der Übung ist die Verkündigung, das Ganze ist kein Selbstzweck. „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre“, zitiert er sein eigenes Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 120). Es geht also nicht um ein perfektes Funktionieren, sondern um ein tätiges Verkünden, und dazu hat der Herr die Kirche beauftragt.

Zurück zur Synode: Sie wird in den Worten des Papstes also zu einer Art Klammer, welche das Hören innerhalb der Kirche ermöglicht und strukturiert. Nicht die einzige Klammer, der Papst ist sehr klar, dass es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, die zu nutzen sind oder sogar weiterzuentwickeln. Vielleicht gibt es ja in den antiken Kirchenordnungen, die ja sehr viel synodaler waren, noch etwas zu lernen, fragt er.

Aber auch wenn es nicht die einzige Klammer ist, so ist es doch eine wichtige, weil sie auch den Papst einschließt und weil es hier um die Universalität der Kirche geht.

 

Cum Petro et sub Petro

 

Synodenmitglieder sind nicht Repräsentanten wie Mitglieder eines Parlamentes es sind, der Glaube kann nicht repräsentiert, sondern nur bezeugt werden. Es geht also um die Beratung und um die „Unterscheidung des Willens und Weges Gottes“. Das ist der Sinn der Synode. Das sind nicht meine Gedanken, sie stammen aus der Rede von Kardinal Christoph Schönborn aus der gleichen Feierstunde. Der Kardinal fasst zusammen, worum es dem Papst geht.

Aufeinander hören, ob nun in Synode oder ganz normal.

Aufeinander hören, ob nun in Synode oder ganz normal.

Zusammen gedacht mit der Frage einer „heilsamen Dezentralisierung“ der Kirche und einer „Bekehrung des Papsttums“ – zwei Gedanken aus Evangelii Gaudium, die er in seiner Ansprache wörtlich zitiert – könnte man nun meinen, dass die Synode etwas von der Autorität des Papstamtes übernimmt und dadurch eine eigene Autorität bei der Leitung bekommt.

Weit gefehlt. Genau das wäre das Parlament, dass der Papst nicht will.

Aber was will er dann? Er macht das Papstamt nicht etwas schwächer, im Gegenteil: „ Die Tatsache, dass die Synode immer cum Petro et sub Petro handelt, also nicht nur mit dem Papst, sondern auch unter dem Papst, ist keine Beschränkung ihrer Freiheit, sondern eine Garantie der Einheit. Tatsächlich ist der Papst dank dem Willen des Herrn „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ (Lumen Gentium 23, vgl. 1. Vat. Konzil Pastor Aeternus).“ Schon lange hat kein Papst mehr das Konzilsdokument Pastor Aeternus aus dem Ersten Vatikanischen Konzil zitiert, das Dokument in dem der so genannte Jurisdiktionsprimat, die oberste Autorität der Päpste in der Kirche, und die päpstliche Unfehlbarkeit festgelegt werden. Papst Franziskus hat es im vergangenen Jahr zitiert und in diesem Jahr wieder.

 

Die beiden Unfehlbarkeiten

 

Aber er zitiert auch ausgiebig das Zweite Vatikanische Konzil in seinen Kirchendokumenten, Lumen Gentium und Gaudium et Spes. Er bindet das sozusagen zusammen: Die Unfehlbarkeit in Lehrfragen einerseits und die Unfehlbarkeit des Volkes Gottes in credendo andererseits, die gehören zusammen.

Unfehlbarkeit des Volkes Gottes schwächt nicht die Autorität des Amtes, soll das heißen.

Noch ein Wort zur Frage von Autorität in der Kirche allgemein. Wenn ein Bischof mit goldenem Kreuz, finanziell abgesicherter Zukunft, gutem Anzug – der Uniform der Bürgerlichkeit – und großer Wohnung davon sprechen würde, dass er der Geringste in der Gemeinde sei, klänge das zynisch. Das Ärgernis der Bischofshauses von Limburg liegt ja weniger in den Kosten als vielmehr darin, dass das ein Bischof für sich hat bauen lassen, ein großes Stück Kuchen für sich während überall woanders gespart werden muss.

Aus dem Mund von Papst Franziskus klingt das aber keineswegs zynisch, denn erlebt vor, wie er sich Bischöfe wünscht, eben nicht mit der „Psychologie von Prinzen“, um noch einmal Evangelii Gaudium zu zitieren.

Franziskus kann also über päpstliche Autorität sprechen und sie sogar noch einmal klar und deutlich formulieren, ohne dass das selbsterhöhend wirken würde.

Dazu tritt dann die Synode, ohne von dieser Autorität etwas weg zu nehmen. Der Synode gibt der Papst in seiner Rede gar keine neue Autorität. Wenn es also nicht um die Autorität der Synode geht, worum geht es dann? Um die Methode und die Einordnung in die Kirche. Das klingt schwach, aber ist ganz und gar im Ton Franziskus’.

Die Methode hat der Papst ja schon verändert, durch die Fragebögen zum Beispiel und die Betonung der Kleingruppen, aber auch hier sei die Synode noch „auf halber Strecke“, wie er sagt. Da ist also noch mehr drin. Und wichtig ist diese Synode wegen des zweiten Punktes, der Einordnung in das Leben der Kirche. Aufeinander hören, sich voneinander verändern lassen, auf den Willen Gottes hören, darum geht es. Letztlich ist das viel wichtiger als die Frage, wer was zu sagen oder nicht zu sagen hat, denn hier – im Entdecken des Willens Gottes – lebt die Kirche.

Methodisch können solche Mittel wie der Fragebogen, der ja auch sehr viel Verwirrung geschaffen hat, also noch verbessert werden. Aber die eingeschlagene Richtung ist klar: Wenn wir nachlesen, was die Kirche über das Volk Gottes lehrt – siehe Konzil – dann muss das auch in der Synode ganz praktisch seinen Wiederhall finden.

 

Der eine hört auf den anderen, ganz konkret

 

Ganz praktisch, in der Methode: Das ist O-Ton Franziskus. Der Papst ist ja immer ganz konkret.

Ein letzter Gedanke: Wozu er (noch) nichts gesagt hat ist ein weiteres Thema, das während dieser Synode wie schon bei der letzten mitgelaufen ist, nämlich die Frage von Lokalität und Universalität der Kirche. Und das auch noch unter den Bedingungen der modernen Informationsgesellschaft.

Was der Papst in seiner Ansprache geliefert hat ist eine Weiterentwicklung der Gedanken vom vergangenen Jahr, er geht in Richtung einer Neuausrichtung der Synoden wie auch der anderen Instrumente. Nicht um Autorität dorthin zu verlagern, sondern um das echte Leben der Kirche, den Willen Gottes, dort zu finden: „Das gläubige Gottesvolk, das Kollegium der Bischöfe, der Bischof von Rom: der eine hört auf den anderen, und gemeinsam hören sie auf den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit (Joh 14,17), um das zu erkennen, was Er seinen Kirchen sagt (Apg 2,7).“

Das ist kein pastorales Gerede, das macht er mit seiner Synode auch ganz praktisch, ganz konkret, so die Synodenväter das mitgehen. Er ändert die Methode, er legt seine Vision von Synode vor. Aber auf diesem Weg gibt es noch viel zu tun, über die Synode hinaus. Noch einmal der Papst: „In einer synodalen Kirche ist die Bischofssynode nur der sichtbarste Ausdruck der Dynamik einer Gemeinschaft, die alle kirchlichen Entscheidungen anregt.“

 


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